Gott schützt seine Anhänger
Norman betrat eines Tages um die Mittagszeit den Speiseraum mit verdutztem Blick. "Dieses Morgens", gab er zitternd von sich, "lenkte ich den großen Niederlader den Mt. Washington hinunter. Als ich zum steilsten Teil des Berges kam, trat ich auf die Bremse, um für die Haarnadelkurve Fahrt wegzunehmen, aber mein Fuß ging geradewegs zum Boden durch. Ich pumpte wie wild; nichts geschah. Mittlerweile hatte der Lastwagen bereits eine derartige Geschwindigkeit, dass ich nicht mehr herunterschalten konnte. In Bruchteilen einer Sekunde erkannte ich, dass ich über die Kante der steilen Eindämmung in den Tod rasen würde. Verzweifelt betete ich zu Meister: ,Ist es das, was du willst?'
Plötzlich verlangsamte sich der Wagen bis zu einem völligen Halt! Die Bremsen waren noch immer funktionsuntüchtig, aber ich konnte ihn sicher in Abstellposition bringen, einen Gang einlegen und die Vorderräder bergwärts einschlagen.
Welch ein Segen", schloss Norman, "einen Gott-verwirklichten Meister zum Guru zu haben!"
Als Jünger eines großen Yogi konnten wir des öfteren feststellen, dass wir Meister nur in Gedanken zu rufen brauchten, um Unglück eilig abzuwenden.
Einige Monate später vergipsten Joe Carbone und Henry Schaufelberger (jetzt Brüder Bimalananda und Anandamoy) den Lotusturm am Eingang zum SRF - Kirchengelände in Hollywood. Joe mischte und transportierte den Gips. Henry brachte ihn in einer Höhe von etwa sechs Metern auf. Die Leiter, die Joe benutzte, war in zu steilem Winkel angelehnt. Als er einmal hinaufklettern und die oberste Sprosse erreichen wollte, verfehlte er sie. Die schwere Ladung auf seinen Schultern begann, ihn nach rückwärts zu ziehen. Er konnte die Sprossen mit keiner Hand mehr ergreifen. Ein Fall aus sechs Metern mit diesem schweren Gewicht auf ihm hätte ihn durchaus töten können. Er merkte, dass er sich selbst nicht mehr retten konnte, dachte eilig an Meister und sang laut "Om!"
Beide Männer bezeugten, was daraufhin geschah. Als Joe sang, drückte ihn eine unsichtbare Kraft langsam nach oben zurück. Einen Augenblick später war er in der Lage, die Sprosse wieder zu greifen. Aufatmend kletterte er bis zur Spitze weiter.
In den nahezu dreißig Jahren, die ich diesen Weg gehe, ist mir kein einziger Fall bekannt geworden, in dem ein Jünger von Paramahansa Yogananda in wirklicher Not keinen Schutz gefunden hätte. Bedenkt man die Länge der Zeit und die Tausende von Anhängern, die ich in dieser Zeit kennen gelernt habe, kann man von einem ganz erstaunlichen Rekord sprechen.
Die aufsehenerregendsten unter diesen Fällen ereigneten sich unter jenen, die sich rückhaltlos der Obsorge des Gurus anvertraut hatten. Dr. Lewis berichtete von einer Episode, ähnlich der Normans; er war in einer kalten Winternacht in Massachusetts ausgefahren. Mit ihm fuhren zwei Mitjünger, Mrs. Laura Elliott und Mrs. Alice Hasey (Yogamata). Als sie sich einer engen Brücke näherten, fanden sie ihren Weg plötzlich durch einen Wagen blockiert, der auf der eisigen Fahrbahn ins Schleudern und quer zu stehen gekommen war. Eine Kollision schien unvermeidlich.
"In diesem Moment", sagte Dr. Lewis, "fühlten wir, als ob sich eine riesige Hand auf die Kühlerhaube presste. Wir kamen sofort zum Stehen; der Wagen blieb sicher auf der Straße."
Senior J. M. Cuaron, der Leiter des SRF - Zentrums in Mexiko-City, teilte mir folgenden Vorfall mit: "Ich benötigte dringend einen Job, konnte aber für lange Zeit keinen finden. Dann kam eines Tages ein ausgezeichnetes Angebot von einer Gesellschaft in Matamoros. Es anzunehmen hätte bedeutet, von Mexiko-City wegzuziehen. Ich schrieb daher an Meister um seine Erlaubnis, das SRF - Zentrum in andere Hände zu legen. Dieser Brief war nur eine Formalität. Ich war mir sicher, Meister würde mir zu meiner großen Chance gratulieren. Stellen sie sich meine Überraschung vor, als er telegraphisch antwortete: ,Nein. Absolut nicht. Nehmen sie diese Stelle unter keinen wie immer gearteten Umständen an.' Ich muss zugeben, dass ich etwas verärgert war. Aber dennoch gehorchte ich ihm.
Einen Monat später kam die Nachricht in die Zeitungen: Die Firma, die mir den Job angeboten hatte, war des Betruges überführt worden. Die Geschäftsführung wurde ebenso verhaftet wie jener Mann, der die mir angebotene Stelle angenommen hatte. Ebenso wenig wie ich es gewesen wäre, war er über die unlauteren Machenschaften informiert. Aber wegen der Position, die er innehatte, fand er sich ebenfalls hinter schwedischen Gardinen. Nur durch des Meisters Gnade bin ich so glimpflich davongekommen! "
1955 unternahm ich eine Vortragstour in die Schweiz. Dort traf ich eine Dame aus der Tschechoslowakei, die mir eine Geschichte über Professor Novicky, den verstorbenen Leiter einer kleinen SRF - Gruppe in Prag, erzählte:
"Eines Tages nach Yoganandas Hinscheiden kam ein Fremder zu Prof. Novicky und ersuchte ihn um Unterweisung in Yoga. Der Professor wusste nicht, was er tun sollte. Normalerweise hielt er seine spirituellen Aktivitäten geheim, um sich nicht staatlicher Verfolgung auszusetzen. Wenn dieser Mann ein ehrlicher Suchender war, wollte er ihm helfen. War er aber ein Regierungsspitzel, könnte es zu einer Gefängnisstrafe führen, die Kenntnis des Yoga zuzugeben. Unser Freund betete um innere Führung. Plötzlich erschien ihm Paramahansa Yogananda — hinter dem "selbsternannten" "devotee" stehend. Langsam schüttelte der Meister seinen Kopf und verschwand. Prof. Novicky sagte dem Mann, er sei an die falsche Stelle geraten. Einige Zeit später erfuhr er, dass es sich tatsächlich um einen Agenten gehandelt hatte.
Ich kann diese Begebenheit nun frei erzählen", setzte meine Informantin fort, "weil der gute Professor kürzlich starb — eines natürlichen Todes!"
Der Tod muss natürlicherweise früher oder später jeden erreichen. Ich bin jedoch von seiner Schönheit und Würde immer tief getroffen gewesen, wenn er zu Jüngern dieses Pfades kam. Ein regelmäßiger Besucher unserer Kirche in Hollywood starb an einem Herzinfarkt. Seine Frau erzählte mir später: "In seinem letzten Augenblick wisperte mir mein Gemahl liebevoll zu: ,Fühl dich nicht schlecht, Liebe. Ich bin so glücklich! Und ich sehe ein helles, helles Licht überall um mich herum."'
Ein anderes Kirchenmitglied, das den Meister seit seinen frühen Jahren in Amerika gekannt hatte, rief am Ende ihres Lebens aus: "Swamiji ist da!" Ihr Gesicht strahlte; sie lächelte verklärt. Und Schwester Gyanamatas letzte Worte waren: "Solche Freude! Zuviel Freude! Zuviel Freude! "
Jünger, die an Krebs oder anderen schmerzhaften Krankheiten starben, gingen friedvoll, mit einem Lächeln auf ihren Lippen hinüber.
Die Leute weisen oft auf die Leiden der Menschheit als Beweis dafür hin, dass Gott nicht existiert oder dass Er sich um Seine menschlichen Kinder nicht sorgt. Paramahansa Yoganandas Antwort auf diese Behauptungen war, dass sich diese Leute nicht genug um Gott kümmerten, um sich auf Seine Hilfe einzustellen. Tatsächlich erzeugen sie durch ihre Gleichgültigkeit gerade die Probleme, die sie dann später vorwurfsvoll vor Seiner Tür abladen. Wenn jemand bei Tageslicht mit geschlossenen Augen herumgeht, kann er gegen ein Hindernis stoßen und sich verletzen. Wenn man seine Augen dem Licht verschließt, schafft man seine eigene Finsternis. Wenn man sein Herz der Liebe verschließt, erzeugt man seine eigene Furcht, seinen Hass oder seine Apathie. Wenn man seine eigene Seele der Freude verschließt, bildet man sein eigenes Elend.
Fall für Fall habe ich Yoganandas Versprechen erfüllt gesehen, dass glaubensstarke Anhänger dieses Pfades beschützt werden. "Für diejenigen, die bis zum Ende in Übereinstimmung bleiben", versprach er, "werde ich oder einer der anderen Meister da sein, um sie in das göttliche Königreich zu geleiten." Die Worte des großen Swami Shankaracharya haben sich in Paramahansa Yoganandas Leben in der Tat bewahrheitet: "In den drei Welten ist kein Vergleich für einen wahren Guru bekannt." (Konstituierende Eigenschaften der Schöpfung - drei Gunas: sattwa guna, die erhebende; raja guna, die aktivierende; tamas guna, die verdunkelnde)
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Aus: "The Path" von Swami Kriyananda, direkter Jünger Paramahansa Yoganandas